Bahnfahrt mit dem Rollstuhl – Barrierefreiheit bleibt ein Versprechen

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Wir haben wieder einmal Erfahrungen mit einer Bahnfahrt mit der Deutschen Bahn gemacht – und es war, wie so oft, eine Mischung aus guter Planung, viel Geduld und unerwarteten Hindernissen.

Vorbereitung mit der Mobilitätsservicezentrale

Zunächst hatte ich meine Bahnfahrt nach Leipzig bei der Mobilitätsservicezentrale der Deutschen Bahn angemeldet. Dort wird überprüft, ob die Verbindung stimmt, an allen Bahnhöfen die Fahrstühle funktionieren. Soweit war alles gut organisiert – auf dem Papier zumindest.

Dann kam der Donnerstagmorgen. Da ich im Pflegeheim lebe, half mir das Nachtdienstpersonal beim Aufstehen.  Meine Assistentin Ivonne war pünktlich da und ich machte mich mit dem Rollstuhl auf den Weg zum Bahnhof Plauen.. Der Bahnhof war um diese frühe Uhrzeit allerdings nicht besetzt – ein bekanntes Problem auf kleineren Bahnhöfen, allerdings eine Stadt mit 63000 Einwohnern, allerdings zwei verschiedenen Bahnlinien. In der Bestätigungsmail stand, dass ich mich 20 Minuten vor Abfahrt am vorderen Teil des Zuges einfinden sollte. Der Zug war zwar noch nicht da, fuhr dann aber pünktlich in Richtung Chemnitz ab – immerhin ein guter Start.

Zwischenstopp in Chemnitz – mit Hindernissen

In Chemnitz hatten wir eine halbe Stunde Aufenthalt. Zeit genug für einen Kaffee im Backshop, bevor der Anschlusszug kommen sollte. Ein Bahnmitarbeiter war zwar auf dem Bahnsteig, allerdings nicht für mich eingeteilt. Dann die Ansage: Verspätung – 45 Minuten. Also zurück in den warmen Backshop. Der Bahnmitarbeiter holte inzwischen eine Klapprampe.

Als der Zug schließlich kam, war er ziemlich voll. Kurz darauf dann die nächste Durchsage: „Der Zug fährt nur bis Geithain, Weiterfahrt mit dem Nachfolgezug.“ In Geithain jedoch das nächste Problem: keine Rampe vorhanden. Zum Glück halfen zwei freundliche Mitreisende, mich samt Rollstuhl aus dem Zug zu heben.

Fehlende Rampe, fehlende Standards

Am anderen Bahnsteig riefen wir beim Nachfolgezug erneut nach einer Rampe – doch die Antwort lautete nur: „Ham wer nicht.“ Also hoben mich die beiden Männer erneut hinein. Ohne ihre spontane Hilfe wäre ich an diesem Bahnhof einfach gestrandet.

In Leipzig dann fast ein Wunder: Dort klappte das Aussteigen problemlos, ganz ohne Rampe. Trotzdem kam ich etwa eineinhalb Stunden zu spät zu meiner Weiterbildung.

Fazit: Barrierefreiheit braucht endlich klare Standards

Auf der Rückfahrt funktionierte dann alles reibungslos – aber das war wohl eher Glück als System. Diese Reise hat mir einmal mehr gezeigt: Barrierefreiheit im Bahnverkehr ist in Deutschland immer noch von Zufall, Improvisation und der Hilfsbereitschaft anderer abhängig.

Die Lösung wäre eigentlich einfach: Genormte Einstiegshöhen der Züge und einheitliche Bahnsteighöhen, damit Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfen selbstständig reisen können. Planung hilft zwar – aber ohne echte Umsetzung bleibt Barrierefreiheit nur ein Versprechen.

Solange die Bahn keine flächendeckend barrierefreien Bahnhöfe und standardisierten Einstiegshöhen schafft, wird jede Reise mit dem Rollstuhl ein kleines Abenteuer bleiben – eines, das man nur mit Humor und Geduld übersteht.

Nachsatz:

Ursache ist meiner Ansicht nach auch, dass die Bahn keine einheitlichen Organisationsstrukturen hat. Hunderte Tochtergesellschaften, die in unterschiedlichen Bereichen aktiv sind – von Schienen- und Straßenverkehr über Infrastruktur, gehören zum Oberbegriff Bahn und das Auslandsgeschäft.
Der Konzern besteht aus über 600 Gesellschaften, darunter DB Regio, DB Fernverkehr, DB Cargo, DB Netz, DB Station & Service, Arriva u. v. m.
Dazu kommen die ca, 200 Tarif. und Verkehrsverbünde wie der VVV, (der Verkehrsverbund Vogtland) als Kooperationsstrukturen. 

Ich äußere mal eine Theorie: ”Die deutsche Bahn sollte doch eigentlich dafür da sein, Waren und Personen von A nach B zu bringen, und dafür braucht man keine LKW und Flugzeuge, sondern Schienen.“

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