Georg Schramm hat zwar seinen Lothar Dombrowski 2014 in Pension geschickt, aus aktuellem Anlass hole ich ihn noch einmal hervor. Der Text ist nicht von Georg Schramm.:
Lothar Dombrowski zum Koalitionsvertrag 2025: „Verantwortung für Deutschland? – Verantwortung für die Besitzverhältnisse, jawoll!“
[Er tritt an das Rednerpult, hebt leicht zitternd die Aktenmappe, atmet einmal tief durch, dann kracht es los:]
„Meine Damen und Herren,
ich komme nicht aus der Mitte – ich komme vom Amt. 35 Jahre Steuerprüfer in Hessen – da lernen Sie, wie man Reichtum versteckt. Und glauben Sie mir: Was CDU und SPD da beschlossen haben, ist kein Koalitionsvertrag. Das ist eine Gebrauchsanweisung für Klassenhygiene von oben. Der Titel lautet: ‚Verantwortung für Deutschland‘ – und das ist ungefähr so glaubwürdig, als würde ein Heuschreckenfonds ein Kinderheim eröffnen.
Aber der Reihe nach:
Steuern: Runter mit den Abgaben – aber nur für die, die sowieso nicht wissen, wohin mit dem Geld
Sie wollen die Körperschaftssteuer auf 10 Prozent senken. 10 Prozent!
Wissen Sie, wie viel ein Friseursalon in Offenbach zahlt? Mehr!
Ein Bäckereibetrieb? Mehr!
Aber eine AG mit Cayman-Konto und Briefkasten in Luxemburg – die freut sich. Und der Finanzminister sagt: „Standortvorteil“ – ich sag: Organisierte Unverantwortlichkeit!
Aber wehe, jemand schlägt eine Vermögenssteuer vor – dann wird sofort vom „Leistungsträger“ gesprochen. Wissen Sie, wer ein Leistungsträger ist? Die Nachtschicht im Krankenhaus! Aber die kriegt keine Entlastung – die kriegt Rückenschmerzen und eine Butterbrezel zum Dank.
Sozialstaat? Ja, aber bitte mit Demütigung
Das Bürgergeld wird verschärft. Vermittlungsvorrang. Sanktionen bei Jobverweigerung. Auch wenn der Job unter der eigenen Qualifikation liegt.
Das ist nicht Sozialpolitik – das ist Erwerbspflicht auf Zuruf. Willkommen im 21. Jahrhundert, meine Damen und Herren, da ist Arbeitslosigkeit kein soziales Problem mehr – sondern ein persönliches Fehlverhalten. Der Staat schützt nicht – der Staat duzt dich jetzt und tritt dir in den Hintern.
Wohnungsbau: Ziele wie in einem Bewerbungsgespräch
„Bis zu 20.000 Wohnungen“ – ja wunderbar.
„Bis zu“ ist politischer Konjunktiv für: „Wird eh nix, aber es klingt gut im Interview.“
Und bei den Sozialwohnungen? Gleicher Trick, andere Zahl. 5.000 – „vielleicht“. Und währenddessen renoviert der Hedgefonds um die Ecke das Gründerzeitgebäude zum Smart-Luxus-Loft mit Wärmepumpe und Concierge – und der Mieter bekommt die Kündigung.
Mietpreisbremse? Das ist kein Schutz, das ist ein Feigenblatt aus Pappe!
Klimapolitik: Subventionen für SUVs und Agrardiesel
Gebäudeenergiegesetz? Gestrichen.
Klimaprämie? Fehlanzeige.
Aber der Agrardiesel bleibt. Wissen Sie warum? Weil der Wähler auf dem Land kein Fahrrad fährt. Und der SUV-Fahrer kriegt Förderung, damit er in der 30-Zone emissionsfrei parken kann – während das Pflegepersonal im Bus friert, weil der ÖPNV in der Fläche so pünktlich ist wie ein italienischer Streik.
Migration: Bleiberecht nur gegen Bruttowertschöpfung
Der neue Menschenbegriff in diesem Vertrag lautet: „Fachkräftepotenzial“.
Menschlichkeit wird berechnet in Arbeitsstunden. Bleiberecht gibt’s nur gegen Rentenversicherungspflicht. Integration? Nur, wenn sie sich rechnet.
Und der Rassismus in Behörden, in Polizei, in der Wohnungsvergabe? Kommt im Vertrag nicht vor.
Ich sag’s Ihnen offen: Das ist keine Integrationspolitik – das ist ein Werkvertrag auf Staatsniveau.
Demokratie? Wird durch „Funktionsfähigkeit“ ersetzt
Außenpolitik im Kanzlergremium. Rüstungsausgaben hoch, parlamentarische Kontrolle runter.
Demokratie ist, wenn Friedrich Merz sie für effizient hält.
Und wenn dann die AfD-Terrorbuben in Sachsen Ausschüsse leiten, muss man sich wundern, warum man überhaupt noch wählen geht.
Ich hab früher gedacht, Demokratie ist, wenn das Volk entscheidet. Heute ist Demokratie, wenn das Volk zahlt und klatscht.
Fazit: Deutschland 2025 – eine Demokratie für Aktionäre
Was wir da sehen, ist keine Mitte – das ist der rechte Rand im Maßanzug.
Die SPD hat das Rückgrat der Gewerkschaft gegen den Sitz im Regierungssessel eingetauscht. Der Koalitionsvertrag ist ein Leichentuch für die soziale Idee. Und währenddessen jubeln die Lobbyisten, weil sie wissen: Der Markt regelt. Und wenn nicht der Markt, dann der Verfassungsschutz.
Ich sag Ihnen was:
Ich bin 68 Jahre alt, ich hab Rentenpunkte gesammelt wie andere Leute Briefmarken. Aber was ich mir nicht mehr leisten kann, ist dieser Staat in seiner jetzigen Form. Der schützt nicht mehr – der verwaltet seine Ungerechtigkeit. Und nennt das: Verantwortung für Deutschland.
Dombrowski. Beamter a.D. – aber nicht im Kopf.