Zusammenhalt, Kultur und soziale Infrastruktur in der Krise – ein Weckruf

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Wir befinden uns in einer Zeit multipler Krisen, die besonders junge Menschen stark treffen. Sie sind oft überfordert von der Vielzahl an Herausforderungen – angefangen bei der mentalen Gesundheit bis hin zu fehlenden Perspektiven.
Junge Menschen nehmen sehr wohl wahr, was in der Welt passiert, und tragen genauso Sorgen wie ältere Generationen.
Darauf muss die Politik reagieren – unter anderem durch Maßnahmen wie ein „Jugendstärkungs-Gesetz“ und Regelungen, die Inklusion fördern.
Doch diese helfen nur, wenn sie auch ernst genommen, priorisiert und mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

Wir dürfen junge Menschen nicht nur als Leistungsobjekte betrachten.
Es braucht Angebote, Begleitung und Fachkräfte – gerade auch in der außerschulischen Jugendarbeit. Freie Träger, Vereine und Organisationen leisten hier unverzichtbare Arbeit, doch viele von ihnen mussten zuletzt Insolvenz anmelden, weil finanzielle Mittel fehlten. Doch dazu müsste auch der Vogtlandkreis seine Verantwortung wahrnehmen. Tut er aber nicht.


Diese strukturellen Brüche lassen sich nicht einfach über Nacht reparieren, wenn überhaupt.

Was wir vermissen, ist eine verlässliche Übergangsregelung, die solche Finanzierungslücken – wie nach der letzten Wahl – in Zukunft verhindert. Programme wie „Demokratie leben“ zeigen eindrucksvoll, wie wichtig lokale, oft kleine Initiativen sind, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.
Sie schaffen Begegnungen, machen Grundrechte greifbar und stoßen Veränderung an.
Wenn Kommunen zusätzlich eigene Mittel bereitstellen, bewirkt das oft mehr als angenommen: Es stärkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, zieht auch wirtschaftliche Akteure an und macht die Region insgesamt attraktiver.

3:

Wenn Kultur verstummt: Wie Theater in Sachsen ums Überleben kämpfen

Doch leider zeigt sich gerade auch in Sachsen, dass selbst zentrale Einrichtungen wie Theater unter massivem Druck stehen. Ein Beispiel ist das Theater Plauen-Zwickau, das keine staatliche Einrichtung ist, aber dennoch mit dramatischen Kürzungen konfrontiert ist. Dabei erfüllt gerade das Theater eine zentrale gesellschaftliche Funktion: Es zeigt, dass Veränderung möglich ist. Es ist ein Ort der Demokratie, der Begegnung, der Vielfalt – und beschäftigt viele Menschen, die mit ihrem Engagement diese Werte verkörpern.

Die Situation am Theater ist alarmierend. Krankheitstage und Ausfälle häufen sich, weil die Beschäftigten seit Jahren an und über ihre Belastungsgrenzen hinaus arbeiten.
Die Nichtanpassung der Mittel bei steigenden Kosten bedeutet in der Realität nichts anderes als eine faktische Kürzung. Viele Mitarbeiter verdienen trotz harter Arbeit nicht einmal das, was zur Mittelschicht zählt. Das ist kein „goldener Lohn“, sondern schlicht prekär.

Die Vorschläge, durch Haustarifverträge auf Lohn zu verzichten, stoßen zurecht auf Ablehnung – viele können sich das schlicht nicht leisten. Und das Gefühl, allein gelassen zu werden, wächst.
Aktionen wie Demonstrationen vor Stadtratssitzungen oder dem Theater wurden eingestellt, weil es an Kapazitäten fehlt – nicht an Willen. Das sind Menschen, die einen klaren demokratischen Anspruch haben. Das Engagement ist da, aber die Menschen sind erschöpft.
Aber wenn das Theater hier schließt, dann ist es nicht nur der Wegfall von Kultur, dann sind auch 300 Arbeitsplätze weg und ein klarer demokratischer Anspruch ist weniger.

Deshalb müssen Politik und Gesellschaft gemeinsam handeln. Es braucht Stabilität, Verlässlichkeit und einen klaren politischen Willen, zentrale kulturelle und soziale Infrastrukturen zu erhalten. Zwar wurden zuletzt wieder Kulturmittel aufgestockt, aber Nothilfen aus den Vorjahren fehlen weiterhin. Wir brauchen dringend langfristige Lösungen, nicht nur kurzfristige Rettungen.

Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kreistag des Vogtlandkreises Juliane Pfeil, Mitglied des Sächsischen Landtag aus Plauen war eine der vier Teilnehmer der Podiumsdiskussion, sie sagte unter anderem:
Ein besonders kritischer Punkt ist zudem die sächsische Schuldenbremse – eine der härtesten bundesweit. In einer Zeit wie dieser, in der so viel auf dem Spiel steht, ist es aus meiner Sicht unverantwortlich, weiterhin auf neue Schulden zu verzichten.
Ohne Investitionen kann es keinen Aufbruch geben. Leider fehlt aktuell die politische Mehrheit, um die Schuldenbremse zu lockern – aber genau das wäre nötig, um soziale Orte, Kultur und Demokratie nachhaltig zu sichern.

Das Fazit war eigentlich: Wenn wir es nicht schaffen, zentrale Einrichtungen wie Theater, Jugendzentren oder Demokratieprojekte zu erhalten, verlieren wir nicht nur Infrastruktur – wir verlieren Menschen, Engagement, Vertrauen und Zukunft.

Und nun ein Nachsatz von mir:

Kultur ist eigentlich ein Teil der Daseinsvorsorge und genau so essentiell wie Nahrung und Wohnung und sollte zu moderaten Preisen angeboten werden.
Nur so ist es möglich, dass auch der Geringverdiener sich nicht fragen muss: Ess ich oder gönn ich mir Kultur.

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